Die Musik brummt unten am Rio de Madre, es ist nachmittags und offensichtlich wird für ein Gumbiakonzert am Abend geprobt. Wir beide chillen noch am Pool, treffen Alex aus Kroatien, ich weiß vom letzten Jahr; am Abend wird es körperlich sehr heftig werden. Wir sind am Rande der Zivilisation, in Puerto Maldonado am Rio Madre de Dios, einem Fluss im riesigen Ausläufergebiet vom Amazonas im Südosten von Peru.
19h holt uns Amado im Hotel ab, wir fahren jetzt direkt in die grüne Hölle/ infierno verde zur Ayahuasca Zeremonie. Im Dschungel erreichen wir eine riesige Lodge, Amado bereitet 3 Matratzen auf dem Boden vor. Er stellt Töpfe und Tücher für uns bereit, und für sich seine Sachen – Aqua de Ruda zum runterkommen, eine große Flasche mit dem Ayahuascagetränk, Kreuze und Talismanen.
Wir legen uns also auf die Matratzen, Amado tastet unseren Körper ab, eine richtige Anamnese. Er macht das medizinisch korrekt, und man merkt dass die alten Schamanen auch Heilpraktiker waren/ sind. Wir stehen wieder auf und er reibt uns den Kopf mit einer Flüssigkeit, die ich sofort als Aqua de Ruda erkenne. DIe Pflanze wirkt schützend und soll von negativen Energien befreien.
Anschliessend raucht Amado einen speziellen Tabak und pustet ihn in alle vier Himmelsrichtungen. Nachdem wir ein Schnapsglas mit dem Ayahuasca trinken – es schmeckt unangenehm bitter und stark, legen wir uns wieder hin und dreißig Minuten lang ist Stille und Dunkelheit, man hört ein paar Affen auf dem Dach rumturnen, es raschelt im Dschungel.
Dann fängt es an, im Magen rumort es, ich schaue zu Angee, aber sie schläft zufrieden. Amado fragt ob es wirkt, ich sage tranquilo. Aber er weiß es besser und schiebt den Becher näher zu mir, dann wird der Brechreiz größer, fast kommt es zu Koliken, ich muss mich übergeben. in den meisten Fällen kommt es bei Anfängern zu diesem Effekt, es wirkt reinigend, weil Altes auf körperlicher, geistiger und emotionaler Ebene hinter sich gelassen werden kann.
Amado fängt an seine Lieder zu singen, zu pfeifen, er wird eine Einheit mit mir; er stampft auf den Boden, tanzt und rasselt mit seinen Instrumenten, um uns in einen Zustand der Trance zu bringen, die Träume, Visionen fangen an. Zwischendurch muss ich mich noch mal übergeben. Ich denke ich muss sterben und habe das Gefühl das ich meine eigenen Organe erbrechen, Ayahuasca ist wild.
Ich sinke in meine Matratze, Amado beugt sich über mich rüber, er singt, er pfeift, er zischt, er tastet meinen Unterbauch ab, legt das Kreuz darauf, saugt das schlechte aus meinem Körper in sich und spuckt es aus. Er singt wieder, schüttelt irgendwelche Büschel mit Kräutern. Ayuhuasca schlägt weiter kräftig zu, konfrontiert mich mit meiner physikalischen Realität bevor die Visionen kommen. Wenn die körperlichen Reaktionen zu heftig werden, werde ich vom leisen Gumbiakonzert aus der Ferne sanft aufgeweckt. Musik, ich vermische den sanften Gumbiasound mit „last night the DJ safed my life“….
Angee schläft noch zufrieden, sie hat ein dickeres Fell als ich. Also frage ich mal nach, was bei ihr so geht. Sie gibt an und sagt es geht ihr gut, nur um 5 Minuten später wie eine Tote in einem Zombiefilm senkrecht aufzustehen. dann geht es auch bei ihr los….
Zurück zu mir; in den schöneren Teilen der Zeremonie habe ich tiefe Träume, Visionen, die total Sinn machen, ich aber erstmal für mich behalten möchte. In den schlechteren Perioden zuckt der Körper, aber ich kann mich auch nicht mehr übergeben; alles schlechte ist schon draussen. Amado checkt die Situation natürlich, stößt den Topf mit dem Fuß zur Seite, reibt mich mit dem Aqua de Ruda ab, kühlende Energie fließt durch meinen Körper, ich komme zu mir und merke das die Zeremonie dem Ende zugeht. Amado tastet den Körper nochmal ab…..to be contiunued
Autor; Heilpraktiker Thomas Zetzmann http://rasayana.academy/